Engagements

Musik: Spiegelbild der pluralen und toleranten Einstellung

Musik: Spiegelbild der pluralen und toleranten Einstellung

  Klaus von Bismarck liebte Musik. Doch sie war für ihn weit mehr als eine Kunst, die dem Genuss dient. Sie besaß für ihn auch eine pädagogische, verbindende und viele weitere Impulse gebende Dimension. Als Intendant des WDR nutzte er Musik als soziales und politisches Instrument, um in der Gesellschaft gegenseitige Toleranz zu fördern und um für Verständigung mit den östlichen Nachbarn zu werben. Seine Offenheit für verschiedene Musikrichtungen bereicherte ihn persönlich, bestimmte Lieder wurden ihm nach eigener Aussage zu Klangbildern für wertvolle Prägungen, Einsichten und Erfahrungen. Schon das Elternhaus öffnete Klaus von Bismarck die Tür zur Musik. Besonders...

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Zeitzeugen: Ruth-Alice von Bismarck und der Shalom Kreis

Zeitzeugen: Ruth-Alice von Bismarck und der Shalom Kreis

Der Shalom Kreis ist eine private, weltoffene und interreligiöse Vereinigung. Mitbegründerin und viele Jahre lang Mittelpunkt der Initiative war Ruth-Alice von Bismarck. Weitere bedeutende Mitinitiatoren waren Prof. Dr. Herbert Jehle (1907-1983), ein Physiker, der als NS-Gegner nach seiner Emigration an mehreren Universitäten in den USA lehrte und forschte, und seine Frau Dietlinde „Dieta“ Jehle (1915-2009), geb. Freifrau von Künßberg. Beide waren engagierte Pazifisten und Quäker, die seit 1977 in München lebten. Renate Lauermann Der Kreis wurde vor allem von engagierten Menschen aus der Friedensbewegung getragen. Dazu zählten Mitglieder von Pax Christi, TeilnehmerInnen an der Menschenkette von Stuttgart / Ulm...

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Zeitzeugen: Die „Aktion Römer-Müll“ von Gertrud Scherer

Zeitzeugen: Die „Aktion Römer-Müll“ von Gertrud Scherer

Ruth Alice von Bismarck war eine praktisch denkende Frau mit offenem Blick für gerade Notwendiges und mit Vertrauen in verantwortliches Handeln ihrer Mitmenschen. Sie schätzte die gegenseitige Bereicherung in der Arbeit mit Gruppen, und da war ihr auch ein Arbeitsfeld wie Müll nicht zu banal. Denn die Stadt München, genauer gesagt das Abfallwirtschaftsamt, war in den ausgehenden 1980er Jahren sehr daran interessiert, dass sich Bürger(innen) am Abbau der ständig wachsenden Müllberge beteiligen, an Mülltrennung und Müllvermeidung. „Müll“-Bewusstsein entsteht allerdings nicht von allein, dazu braucht es Anschubkräfte. Frau von Bismarck griff dieses, damals sehr dringende Anliegen der Kommune auf, fand...

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Kunst: Lebensfreude und Ausdruckskraft

Kunst: Lebensfreude und Ausdruckskraft

Klaus von Bismarck hatte das Glück, dass seine Mutter („Mumam“ Gertrud Koehn) und seine Großmutter („Gromi“ Anna Koehn) ausgeprägte Bezüge zur Musik, bildenden Kunst und Berliner Literaturszene hatten und diese somit früh Teil seiner Erlebniswelt wurden. Das konzertante Klavierspiel der Großmutter und eine lebendige Kammermusikkultur ließen in ihm den Wunsch entstehen, das Cello-Spiel zu erlernen, um selber Musik machen zu können. Seine Liebe zur Musik lebte er später jedoch eher als engagierter Förderer und durch sein Interesse an verschiedenen Musikrichtungen aus. Seine Mutter unterhielt vielfältige Kontakte zu Künstlerkreisen. Gerhard Marcks (1889-1981) zeichnete ein Porträt von ihr, das Klaus später...

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Glauben: Gleiche Ziele, unterschiedliche Wege

Glauben: Gleiche Ziele, unterschiedliche Wege

Aufgewachsen in stabilen protestantischen Milieus, blieben Ruth-Alice und Klaus von Bismarck zeitlebens fest verankert im christlichen Glauben und dessen Werteordnung. Infolge der sie grundlegend erschütternden Erfahrungen mit Nationalsozialismus und Krieg verband beide nach 1945 eine dauerhafte und offene Suche nach neuen Wegen, als Christ aktive Verantwortung in der Welt zu übernehmen. Unterschiede im Glaubensverständnis und in den persönlichen Bedingungen führten allerdings zu differenziertem Handeln. „Der Mensch und die ihm anvertraute Schöpfung ist Teil der göttlichen Ordnung“, so beschreibt Sohn Klaus rückblickend das Glaubensverständnis seiner Mutter. „In dieser patriarchalischen Ordnung ist jeder ‚an seinen Platz‘ berufen, um die Verantwortung zu...

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Kirchentag: Ort vielfältiger Inspirationen

Kirchentag: Ort vielfältiger Inspirationen

Der von Reinold von Thadden-Trieglaff im Juli 1949 in Hannover initiierte Deutsche Evangelische Kirchentag war als ergänzendes Gegenüber zur verfassten Kirche angelegt. Laien und Theologen sollten dort auf der Basis des gemeinsamen Glaubens gleichberechtigt aktuelle Fragen der Welt diskutieren. Ruth-Alice und Klaus von Bismarck gehörten zu den frühen und dauerhaft aktiven Unterstützern der Initiative, wenngleich sie dabei differenzierte Wege gingen und zuweilen unterschiedliche Positionen einnahmen. Bewusste Meinungsvielfalt Kirchliche Leitungen verhielten sich zunächst überwiegend reserviert gegenüber der institutionell unabhängigen Laienbewegung. Pietistische Gruppen kritisierten unter dem Credo „Kein anderes Evangelium“ offen die pluralistische Konzeption. Doch Reinold von Thadden ließ sich davon...

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Dietrich Bonhoeffer: Begegnungen und Erinnern

Dietrich Bonhoeffer: Begegnungen und Erinnern

Die Beziehungen Dietrich Bonhoeffers zu den Familien Kleist-Retzow, Wedemeyer und Bismarck entwickelten sich vor dem Hintergrund der sozialen, ökonomischen und politischen Verwerfungen der 1930er und 1940er Jahre. Gemeinsame religiöse und politische Überzeugungen zwischen Bonhoeffer und Ruth von Kleist-Retzow bildeten den Ausgangspunkt und die Basis der zunehmend engen Kontakte. Die mit der Verlobung Bonhoeffers mit Maria von Wedemeyer begonnene familiäre Verbindung konnte jedoch infolge der Inhaftierung und Ermordung Bonhoeffers durch die Nationalsozialisten am 9. April 1945 nie ausgelebt werden. Ruth-Alice von Bismarck setzte sich später erneut intensiv mit Bonhoeffer auseinander, als der Briefwechsel zwischen Maria und ihm aus der Zeit seiner Tegeler...

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Israel: Annäherungen durch Gespräche und Initiativen

Israel: Annäherungen durch Gespräche und Initiativen

Auf dem langen und beschwerlichen Weg zur deutsch-israelischen Aussöhnung markierte ein Treffen der beiden Staatsmänner David Ben-Gurion und Konrad Adenauer am 14. März 1960 auf „neutralem“ Boden, im Hotel Waldorf Astoria in New York (gesprochen wurde auf Englisch), einen Meilenstein. Am 12. Mai 1965 nahmen beide Länder schließlich offizielle diplomatische Beziehungen auf. Zu diesem Zeitpunkt hatten bereits Privatpersonen sowie die beiden Kirchen und andere gesellschaftliche Institutionen versucht, entgegen Widerstände auch aus den eigenen Reihen Kontakte nach Israel zu knüpfen. Diese Initiativen gewannen nun an Schwung, was Ruth-Alice und Klaus von Bismarck die Auseinandersetzung mit dem „unbekannten Land“ und seinen...

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Vergangenheit: Fortdauernde Suche nach Konsequenzen

Vergangenheit: Fortdauernde Suche nach Konsequenzen

Als Klaus von Bismarck 1995 bekannte, er habe als Wehrmachtsoffizier „auf einer Insel des Selbstbetruges gelebt“, lagen bereits fünf Jahrzehnte intensiver Suche nach eigenen Irrtümern und eigener Schuld hinter ihm. Wiederholt zog er Konsequenzen aus gewonnenen Einsichten, welche großes öffentliches Aufsehen und nebst Zustimmung auch heftigen Widerspruch, darunter Morddrohungen, erregten. Nach 1945 unterstützte er aktiv den Aufbau eines demokratischen und pluralistischen Deutschlands. Ruth-Alice von Bismarck engagierte sich beim Neuaufbau zunächst vor allem für lokale Gemeinschaften und Belange, später erweiterte sie ihren Wirkungskreis. Sie verband ihre Bemühungen, aus Versäumnissen und Fehlern der Vergangenheit zu lernen, stets mit der Suche nach...

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Polen: Brücken bauen bis zum Miteinander

Polen: Brücken bauen bis zum Miteinander

Im Umgang mit Polen setzte Klaus von Bismarck nach 1945 frühe und viel beachtete Zeichen, dass er aus Fehlern der Vergangenheit lernen und Konsequenzen ziehen wollte. Er folgte der Einsicht, dass ein konstruktiver deutscher und persönlicher Neuanfang „nur mit den Polen“ möglich sei. Ähnlich wie Marion Gräfin Dönhoff, Siegfried Lenz und Günter Grass avancierte von Bismarck zu einem „Pionier der Versöhnung“ (Władysław Bartoszewski) zwischen den ehemaligen Kriegsgegnern. In der Folgezeit nutzte von Bismarck seine beruflichen Engagements stets intensiv, um eine Verständigung zwischen beiden Ländern zu fördern. Das eröffnete ihm selbst neue Blicke auf Polen. Schritt für Schritt wurde ihm...

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