Kunst: Lebensfreude und Ausdruckskraft

Klaus von Bismarck hatte das Glück, dass seine Mutter („Mumam“ Gertrud Koehn) und seine Großmutter („Gromi“ Anna Koehn) ausgeprägte Bezüge zur Musik, bildenden Kunst und Berliner Literaturszene hatten und diese somit früh Teil seiner Erlebniswelt wurden. Das konzertante Klavierspiel der Großmutter und eine lebendige Kammermusikkultur ließen in ihm den Wunsch entstehen, das Cello-Spiel zu erlernen, um selber Musik machen zu können. Seine Liebe zur Musik lebte er später jedoch eher als engagierter Förderer und durch sein Interesse an verschiedenen Musikrichtungen aus. Seine Mutter unterhielt vielfältige Kontakte zu Künstlerkreisen. Gerhard Marcks (1889-1981) zeichnete ein Porträt von ihr, das Klaus später in seinem Arbeitszimmer aufhängte. Er schätzte den Bildhauer Marcks sehr und blieb ihm persönlich verbunden.

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Schon früh füllte Klaus die freien Seiten seiner Schulbücher mit Skizzen von Tier-, Jagd- und Naturszenen sowie mit Bildern aus der griechischen Mythologie. Er versuchte besonders die Vitalität und Harmonie von Bewegung, welche genaue Kenntnisse der Anatomie voraussetzten, in seinen Skizzen festzuhalten. Später waren es seine Terminkalender und Notizbücher, die er mit solchen Motiven reich bebilderte.

Von seinen vielen beruflichen Reisen brachte Klaus ausgewählte Objekte und Darstellungen mit, durch die er seine auch künstlerische Sicht auf die Dinge ausdrückte und die ihn in fordernden Lebensphasen „begleiteten“. So umgaben ihn in seinem Arbeitszimmer, „der Höhle“, poetisch-pittoreske Holzschnitzereien polnischer Volkskunst.

Eher zufällig entdeckte Klaus während eines längeren Rehabilitationsaufenthalts in der Lauterbacher Mühle, die in der Nähe des Starnberger Sees liegt, in den 1980er Jahren seine Freude an der Gestaltung von Tonplastiken. Es waren zuerst geübte Motive seiner früheren Skizzen, die er dort unter Anleitung einer Künstlerin umsetzte. Doch schon bald entstanden komplexere Plastiken, zuweilen modellierte er ganze Szenen. Diese waren zwar nicht immer nicht bis ins letzte Detail realistisch ausgearbeitet, aber seine Objekte besaßen stets eine kreatürliche Sinnlichkeit und Bewegungsdynamik. Bald entstanden in schneller Folge neue Arbeiten. Auf Reisen musste ein Klumpen Ton, in feuchte Tücher gewickelt, mit in den Koffer.

War kein Ton zur Hand, malte Klaus mit Wasserfarben auf einfachen Zeichenblöcken. Motive waren oft Szenen aus der Zeit seines Aufwachsens in Pommern: Räume, die Mutter an ihrem Arbeitstisch, vertraute Landschaften mit Wald, Wild und Pferden. Für seine Enkel entstand so ein Bilderbuch mit eigenen Texten und Aquarellen über seine Jugendzeit in Pommern zwischen den Weltkriegen.

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Die Hälfte des großen Familien-Esstisches in der Münchner Römerstraße nutzte Klaus des Öfteren als künstlerische Arbeitsfläche. Er arbeitete immer sehr konzentriert. Auch wenn er dabei Zuschauer hatte, ließ er sich nicht ablenken.

Ein als Geschenk erhaltener Bildband über europäische Wildvögel, welcher detaillierte Darstellungen von Flugbewegungen enthielt, animierte Klaus, eine neue künstlerische Ausdrucksform zu versuchen: Aus bemalter Pappe, ausgeschnitten und dann kunstvoll dreidimensional zusammengesteckt, bastelte er Mobiles. Die Figuren, anfänglich vor allem geliebte Vogelarten wie Kraniche und Wildgänse, hing er an dünnen Drahtbügeln und Seidenfäden auf. Schnell wandelten sich jedoch die Motive, mitunter zu selbst erfundenen, witzigen, skurrilen Szenen. So entstand etwa ein Mobile mit fliegenden Klapperstörchen, die vor wütenden, mit Steinen nach ihnen werfenden Frauen flüchten und sich dabei endlos im Kreise drehen.

Klaus genoss die Präsentation seiner neuen Werke, die, oft garniert mit einer guten Portion Schalk, viel von seiner Sicht auf das Leben und von seiner Lebensfreude ausdrücken. Spontan verschenkte er einzelne Werke an Bewunderer. Anlässlich von Jubiläen und oder Geburtstagen kam die erweiterte Familie in den Genuss seiner Kunstwerke. Dort trifft man heute immer noch auf sie, die in ihrer Ausdruckskraft und gleichzeitig humorvollen Leichtigkeit treffend an ihren Erschaffer erinnern.

Vor allem in der letzten Lebenszeit nutzte er das künstlerische Arbeiten als Kommunikationsinstrument, da ihm die Sprache, mit der er sonst mit Worten plastische Bilder zu malen verstand, genommen worden war. Bei dieser Tätigkeit konnte er tief und genussvoll entspannen – und es gelang ihm, einen Teil seiner selbst wortlos auszudrücken.

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Klaus bei der Arbeit
Mobiles
Tonfiguren
Skizzen und Aquarelle
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