Im offenen Dialog mit Partnern aus aller Welt

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München 1977-1989: Als Klaus von Bismarck sein Amt als Präsident des Goethe-Instituts antrat, waren wegweisende Entscheidungen bereits gefallen. Auf der Basis eines erweiterten Kulturbegriffs war die einst auf Sprachunterricht konzentrierte Organisation längst auf eine partnerschaftliche Arbeit mit weltweiter Präsenz ausgerichtet. Dritte Säule der Außenpolitik sollte sie sein und eine eigenständige Rolle im interkulturellen Dialog einnehmen. Seit 1976 regelt ein Rahmenvertrag mit dem Auswärtigen Amt das Verhältnis des Kulturinstituts zu den staatlichen Instanzen. In seiner zwölfjährigen Präsidentschaft erwarb sich von Bismarck besondere Verdienste um die Unabhängigkeit des vom Bund finanzierten Goethe-Instituts und um den kulturpolitischen Austausch mit Osteuropa.

Für den musisch und kulturell sehr interessierten Klaus von Bismarck war das Goethe-Institut zu Beginn seiner Amtszeit ein nahezu unbeschriebenes Blatt. Ihm kam zugute, dass mit dem Juristen Horst Harnischfeger von Beginn an ein versierter Bildungspolitiker an seiner Seite stand, der das wachsende kulturelle Großunternehmen – 1981 betreute die 1951 als „Familienunternehmen“ in München gestartete Zentrale rund 3.500 Mitarbeiter in 132 Auslands- und 17 Inlandsinstituten – organisatorisch leitete. So hatte von Bismarck den Rücken frei, um intensiven Kontakt zu den Mitarbeitern vor Ort zu pflegen und für ihre Sorgen und Anregungen ein offenes Ohr zu haben. Bis zum Ende seiner Amtszeit besuchte er 88 Institute auf allen Kontinenten. Eine erste wesentliche Erkenntnis von Bismarcks war, die Ortskräfte in den Instituten zu stärken, da er ihnen eine zentrale Brückenfunktion zuschrieb. Er stiftete einen nach ihm benannten Preis für verdiente Ortskräfte, der 1991 erstmals vergeben wurde.

v.l.: Klaus von Bismarck, Karl-Günther von Hase und Richard von Weizsäcker, Köln 1992
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Der Auftrag des Goethe-Instituts, Deutschland mit all seinen zentralen Facetten und Widersprüchen zu präsentieren, entsprach sehr dem eigenen kulturpolitischen Verständnis Klaus von Bismarcks. Während seiner Präsidentschaft musste er das Institut wiederholt vor Angriffen aus den politischen Parteien verteidigen. Besonders mit Unionspolitikern, die das Goethe-Institut lieber ihren jeweiligen außenpolitischen Prämissen unterordnen bzw. es wieder stärker auf Sprachvermittlung reduzieren wollten, kam es in den 1980er Jahren zu heftigen Kontoversen. Während von Bismarck mit dem bayerischen Ministerpräsidenten Franz-Joseph Strauß einen Modus Vivendi fand, gelang mit Bundeskanzler Helmut Kohl keine vergleichbare Verständigung. Von Bismarck fand dafür ein aussagekräftiges Bild: Als Kohl ihm im Januar 1985 Vorhaltungen über inakzeptable Verhaltensweisen des Goethe-Instituts im chinesischen Wuhan machte, habe er dem Bundeskanzler vergebens zu vermitteln versucht, dass es dort gar kein Goethe-Institut gebe. – Wenn sich aber solche Kontroversen zuspitzten, traten von Bismarck seine Vizepräsidenten Theodor Eschenburg und Peter Wapnewski sowie weitere einflussreiche Weggefährten zur Seite.

Wie schon beim Rundfunk widmete Klaus von Bismarck Osteuropa besondere Aufmerksamkeit. Mit langjähriger Erfahrung und guten einschlägigen Kontakten ausgestattet, trug er wesentlich zum Aufbau einer kontinuierlichen und flächendeckenden deutschen Kulturarbeit in dieser Region bei. 1979 durfte von Bismarck in Bukarest das erste Goethe-Institut in einem Warschauer-Pakt-Staat eröffnen. Am Ende seiner Amtszeit kamen weitere Institute in Budapest und Sofia hinzu, denen bald nach dem Fall des „Eisernen Vorhangs“ 1989/90 zahlreiche weitere neue Standorte in Osteuropa folgen sollten.

Nach dem Ausscheiden aus dem Präsidentenamt engagierte sich von Bismarck zunächst weiter für das Goethe-Institut. Er besuchte Auslandsinstitute und war in der Mitgliederversammlung aktiv. Als er den Eindruck gewann, dass seine Vorschläge im Goethe-Institut immer weniger Gehör fanden, trat er im August 1995 aus der Mitgliederversammlung aus. Wenige Monate später zog der inzwischen 83-jährige Klaus von Bismarck mit seiner Frau nach Hamburg. Zu mehreren Mitarbeitern, Freunden und Förderern des Goethe-Instituts im In-und Ausland hielt er bis zu seinem Tod 1997 Kontakt.

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Teheran April 1978
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