Kriegsjahre und Flucht

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Kriegserlebnisse 1939-1945: Für Ruth-Alice von Bismarck bedeutete der Krieg im Osten den Verlust ihres Vaters und ihres zwei Jahre jüngeren Bruders Maximilian, die beide 1942 an der Ostfront fielen, sowie den Verlust der alten Heimat Pätzig und der gerade neu gewonnenen auf Gut Kniephof. Mitte Januar 1945 überschritten russische Truppen die Grenze zu Schlesien, und bis Anfang Februar stieß die Rote Armee an die Oder vor. Pommern wurde in dieser Zeit zum Kampfgebiet.

Ruth-Alice und Klaus von Bismarck mit ihrem ersten Kind Gottfried
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Die Kriegsjahre erlebte Ruth-Alice zunächst an der Seite ihrer Schwiegermutter Gertrud von Bismarck, die „mit ungewöhnlicher Kraft und Originalität nach dem frühen Tod ihres Mannes das ihr zunächst fremde Gutsleben angenommen und gestaltet, die Güter Kniephof und Jarchlin durch die Krise gebracht und aus dem Dorf eine starke lebendige Gemeinschaft gemacht hatte“ (Ruth-Alice). Es war für die junge Ehefrau von Klaus von Bismarck nicht ganz leicht, an der Seite dieser starken Frau selbstständig zu werden. Sie fand Unterstützung in der Nachbarschaft und Freundschaft mit ihrer Schwägerin Ebba, der Ehefrau von Klaus von Bismarcks Bruder Philipp. Die nach einem eigenen Aufgabengebiet suchende Ruth-Alice vertrat den eingezogenen Lehrer der Dorfschule. Zwei Söhne wurden geboren, 1941 Gottfried und 1943 Hans. Die noch friedvolle und glückliche Zeit auf Kniephof hielt Ruth-Alice in farbigen Zeichnungen fest.

Im tiefsten Winter, am 31. Januar 1945, verließ die hochschwangere Ruth-Alice von Bismarck auf Drängen ihres Mannes Kniephof mit ihren beiden Kindern Gottfried und Hans. Begleitet wurde sie von Bertha Volck (Dane), die bereits die Bismarck-Kinder auf Kniephof großgezogen hatte, und der Haustochter und Sekretärin ihrer Schwiegermutter Gertrud Natorp. Eine Pause in den Kampfhandlungen ermöglichte es den Flüchtenden, den ersten Teil der Flucht über die Oder noch halbwegs sicher zu bewältigen. Die große Flucht von Tausenden von Menschen aus Ostpreußen, Pommern und Schlesien war bereits im vollen Gang; sie hatte oftmals chaotisch und überstürzt begonnen, weil örtliche Behörden die Evakuierung von Städten und Dörfern verzögert hatten.

Ruth-Alice führte eine Liste befreundeter Gutshäuser für Unterkunft und Verpflegung mit sich, sie waren die Stationen auf dem Weg nach Westen, den die Flüchtlinge nicht immer gemeinsam fortsetzten, weil das Fahren in dem ungefederten Ackerwagen für die schwanger Ruth-Alice nach eigener Aussage zur Qual wurde. Sie schloss sich anderen Gruppen an. Über Bad Doberan und Güstrow in Mecklenburg führte die Flucht bis an den Nordrand der Lüneburger Heide um Celle, wo sie auf den Treck ihrer Schwester Maria mit den anderen Geschwistern traf. Zusammen fuhren sie mit zwei Wagen zu Verwandten nach Oberbehme in Westfalen.

Die 21-jährige Maria von Wedemeyer hatte am 27./28. Januar in Pätzig einen Treck zusammengestellt, der ihre Geschwister Christine, Werburg und Peter Christian in den Westen führen sollte. Dem Treck schloss sich auch die Frau des Gutsinspektors Döpke, Hertha Döpke, mit ihrem elf Monate altem Kind an. Sie beschreibt in ihrer Fluchtgeschichte wie Maria den Treck führte und immer neue Unterkünfte fand, wo sich die Flüchtlinge nächtigen konnten, mit Essen versorgt wurden und die Pferde gefüttert werden konnten.

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Kniephof, Wohnraum, Danes Lieblingsplatz
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