Shalom-Kreis ‒ christliche Tradition im Zeitgeschehen

Auch bei der Gründung des ökumenisch-politischen Gesprächskreises „Shalom“ (1980) war Ruth-Alice von Bismarck aktiv beteiligt. Seiner Selbstdarstellung nach rechnete sich der Kreis zur evangelischen Erlöserkirche in Schwabing.

Die Mitglieder des Shalom-Kreises befassten sich auf ihren Treffen mit Themen, zu denen politische Information ebenso gehörte wie Bibel und Gebet, anknüpfend an Dietrich Bonhoeffers „Erbe“, tiefen Glauben mit politischem Engagement zu verbinden (Ruth-Alice von Bismarck). In Anlehnung an Traditionen der Quäker praktizierten die Mitglieder die „Einübung der Stille“. Ruth-Alice von Bismarck charakterisierte den Shalom-Kreis als einen Zusammenschluss von Menschen, der „sein Leben aus der Spannung zwischen christlicher Tradition und heutigem Leben bezieht“.

Wie im Frauenkreis, so bereitete Ruth-Alice auch für die Treffen des Shalom-Kreises Vorträge oder Diskussionsbeiträge vor, erhalten geblieben sind leider nur handschriftliche Notizen zum Thema „Leiden der Generationen aneinander“ aus dem Jahr 1984.

Im ökumenischen Dialog beteiligte sich der Shalom-Kreis auch an Friedensgebeten, so stellte Ruth-Alice1988 ihre Wohnung als Gebetsort der Gebetskette Holland-Assisi zur Verfügung.

Wach gegenüber dem Zeitgeschehen und im christlichen Selbstverständnis mischte sich der Shalom-Kreis in Tagethemen ein, so in einem Brief an Bundespräsident Roman Herzog im November 1994 mit der Bitte, vier seit 15 Jahren inhaftierte RAF-Gefangenen „eine Lebensperspektive und Vertrauen in unsere Gesellschaft zurückzugeben, indem der Rechtsstaat im Rahmen seiner Möglichkeiten Gnade vor Recht ergehen lässt.“ Ein Schreiben an den Hamburger Ersten Bürgermeister Klaus von Dohnanyi zu dem Konflikt der Stadt mit den Hausbesetzern in der Hafenstraße ist leider nicht erhalten, nur die knappe Antwort des Bürgermeisters.  Die Unterstützung der Apartheidsgegner in Südafrika und der Boykott südafrikanischer Waren waren ein weiteres Aktionsfeld des Shalom-Kreises. Auf dem Südafrika-Tag während des 21. Deutschen Evangelischen Kirchentages in Düsseldorf 1985 sprach Ruth-Alice zusammen mit Dr. Ben Khumalo und Jürgen Schroer das Mittagsgebet.

Weiterführende Dokumente:  Selbstdarstellung Shalom-Kreis; Notizen von Ruth-Alice zum Thema „Leiden der Generationen aneinander“; Beteiligung an der Gebetskette Holland-Assisi; Schalom-Kreis wendet sich in einem Schreiben an Bundespräsident Roman Herzog mit der Bitte um Begnadigung von RAF-Häftlingen; Antwort des Bürgermeisters Klaus von Dohnanyi auf einen nicht erhaltenen Brief zur Situation in der Hamburger Hafenstraße; Brief an die Brüder in Südafrika 1986; Mittagsgebet während des Kirchentages 1985.